Ziegen stammen ursprünglich aus dem Orient, Zwergziegen aus Afrika, somit braucht es eine entsprechende Haltung. Ihr Fell ist nicht wasserabweisend, weshalb sie in unseren Breitengraden einen Schutz gegen die nasse Kälte brauchen.
Wir halten unsere Zwergziegenschar in einem grossen, gut strukturiertem Stall, und auf grossen, Weiden, sodass die Tiere sich bewegen, beschäftigen und ihre Neugier befriedigen können; die Weiden werden zur Eindämmung der Parasiten regelmässig gewechselt. Derbe Spiele und Auseinandersetzungen sind bei den Ziegen untereinander an der Tagesordnung. Die Böcke, zwar alle kastriert, sind manchmal echte Raufbolde, aber sie können auch sanft und verschmust sein – wenn sie wollen: Loby, die kleine, gemsfarbige Gebirgsziege, kam später dazu und ist die Lieblingsziege des Herdenchefs Archie geworden. Unsere Ziegen sind übrigens auch ausgesprochen anhänglich den Menschen gegenüber, die sie mögen.
Ziegen sind ausgesprochen bewegungs- und kletterfreudige Tiere. Sie sind aufgeweckt, neugierig, intelligent und gesellig. Sie brauchen Platz, Abwechslung und strukturreiches, mageres Futter. Wenn Zwergziegen im Internet als praktische Rasenmäher «für den kleinen Garten» angepriesen werden, packt einem die Wut.
Unsere alten Toggenburger respektive Pfauenziegen geniessen ihr Seniorendasein separat in Ruhe.
Unsere Tiere stammen aus dem Tessin, ein Tierschutzfall, gerettet von einer Alp, wo sie im Schnee versanken. Brandmager und geschwächt hatten die hochträchtigen Weibchen Totgeburten oder kümmerten sich nicht um die Nachkommenschaft (siehe unten). Als sie später zu uns kamen, waren sie aufgepäppelt und in gutem Zustand - und die Weibchen trotz aller gegenteiligen Beteuerungen ihrer Retter bereits wieder trächtig. Bei uns überlebten alle Jungen – und so war die Rasselbande bald auf fast das Doppelte gewachsen. Es ist rührend zu sehen, wie die Familien eisern zusammenhalten, auch über drei Generationen hinweg, und wir werden sie keinesfalls auseinanderreissen.
Der kleine Ziegenbock aus der Tessiner Gruppe wurde von seiner geschwächten Mutter verstossen und von seinen Rettern von Hand aufgezogen. Er wuchs in ihrem Haus auf, mit Hund und Katzen, nach Strich und Faden verwöhnt, aber ohne Kontakt zu seinesgleichen; so lernte er in der Prägungsphase nicht das Richtige, lernte zum Beispiel nicht, dass Menschen keine Sparringpartner sind, auf die man mit den spitzen Hörnern losgehen kann. Es war bei uns für ihn nicht leicht, sich in die Ziegenherde zu integrieren und unter seinesgleichen zu leben. Inzwischen hat er sich daran gewöhnt, verwöhnt wird er noch immer, und seine Rempeleien Menschen gegenüber sind auch geblieben; aber man ist geneigt, dem verschmitzten Kerlchen so manches zu verzeihen.
Das Schicksal von Maremmano Hütehündin Genella war eigentlich besiegelt, als sie aus dem Hüteprogramm ausgeschlossen worden war. Dies, weil sie an einem Touristenhotspot Schafe hüten musste und dort übergriffige Ausflügler, die mit Stöcken nach ihr warfen, verständlicherweise gebissen hatte. Nach einer schwierigen Anfangsphase hatte sie sich bei uns einwandfrei eingelebt. Sie lebte mit «ihrer» Ziegenherde im Stall, denn sie kannte seit der Geburt nur Ställe und Weiden. Geschlossene Räume und Autofahrten waren für sie Horror. Sie war eine wunderbare, verschmuste Hündin, welche die vielen Streicheleinheiten, die sie von ihrer Betreuerin erhielt, sichtlich genoss. Sie passte trotzdem bis ins hohe Alter ausgezeichnet auf ihre Herde auf. Aber dann nahmen die Altersgebresten zu, von der letzten Operation erholte sie sich kaum noch, so dass wir sie schweren Herzens gehen lassen mussten.
Genella gehörte zur Generation Hütehunde, die als Welpen zwischen Schafen aufwuchsen, deren einzige Welt die zu hütenden Tiere, normalerweise Schafe, waren. Heute gibt es ein Umdenken, es gelten andere staatliche Auflagen, wie uns der Herdenschutzbeauftragte, der uns während der Eingewöhnungsphase der Hündin freundlicherweise unterstützte, erklärte. Die Hütehunde müssen zu zweit gehalten werden, die Bindung zum Mensch muss gleichwertig sein wie diejenige zu den Schafen. Die Hunde sollen engen Kontakt mit ihren Menschen haben und im Winter angemessen betreut und beschäftigt werden.