Esel

Esel muss man einfach mögen. Sie strahlen Ruhe und Gelassenheit aus, sind gesellig, fürsorglich untereinander und umgänglich mit uns Menschen, solange wir sie freundlich behandeln. Esel sind nicht stur, sondern im Gegensatz zu Pferden schlichtweg keine Fluchttiere: Sie rennen bei möglicher Gefahr nicht weg, sondern bleiben bockbeinstill stehen, bis sie die Situation einschätzen können. Sie sind schlau: Unser Esel Pedro jedenfalls ist es, er öffnet nicht nur alle Türriegel, sondern weiss sich mit seinem Charme immer auf elegante Art durchzusetzen.

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Esel sind anders als Pferde, in ihrem Wesen, Verhalten und von den Bedürfnissen her: Als ehemalige Wüstentiere haben Esel zum Beispiel kein Fell, das gegen Nässe schützt, sie brauchen Unterstände und Trockenplätze, ihre Hufbeschaffenheit ist anders als bei Pferden. Sie ertragen nur magere Nahrung, lieben Blätter und Äste zum Knabbern. In der Schweiz sind viele Weiden zu fett, die Esel werden krank davon. Bis jetzt wird in der schweizerischen Tierschutzgesetzgebung zwischen Eseln und Pferden nicht unterschieden; dem wird hoffentlich künftig Rechnung getragen werden (parlamentarischer Vorstoss Anna Giacometti, Motion Nr. 22.3952 «Den Besonderheiten von Eseln, Maultieren und Mauleseln in der Tierschutzverordnung Rechnung tragen»).

Über 40 Millionen Esel soll es weltweit geben. In der Schweiz gibt es nur vereinzelte Landwirte, die grössere Herden zur Fleischproduktion halten. Allgemein sind Esel leicht im Trend, im Jahr 2024 waren es 11'000 Tiere. Man trifft sie im Sommer auf den Alpen, zum Weide putzen, als Besucherattraktion und zur - vermeintlichen - Abschreckung von Wölfen; im Herbst stellt sich dann die Frage, wohin mit dem Tier, und man findet sie dann allein in einem dunklen Stall oder als Abgabetier wieder. Im Tessin sind Esel seit jeher verbreitet, fristen teilweise ein elendes Leben, bis sie als Salami enden. Ausländische Touristen beschweren sich regelmässig wegen verwahrloster Esel, die sie treffen – Tourismuswerbung der anderen Art! Vom Elend der Lastesel auf der ganzen Welt wollen wir gar nicht erst reden (siehe z. B. auch das unterstützenswerte Projekt «Tal der Esel» der Organisation «Tierärzte im Einsatz»).

Unsere Esel stammen aus der Schweiz, die meisten aus dem Tessin. Pedro wurde beschlagnahmt - seine Hufe waren derart vernachlässigt und lang, dass er kaum gehen konnte. Jetzt spielt und rennt er wie ein Junger. Auch andere der Esel hätten wegen unerlaubter, schlechter Haltung beschlagnahmt werden sollen, aber das Amt setzte sich nicht durch. Wir Schweizer rühmen uns gern unseres tollen Tierschutzgesetzes, aber ohne Vollzug taugt es wenig. Dass der Vollzug hapert, hat politische und strukturelle Gründe. Oder anders ausgedrückt: Es herrschen da und dort sibirische Verhältnisse.

Pedro 1 Pedro 2

Gruppenleben mit Jungmannschaft

Unsere Esel sind gesellig, haben in ihren Gruppen einen grossen Zusammenhalt und sind friedlich untereinander. Jung und Alt fressen, chillen, spielen zusammen, kraulen sich gegenseitig, tolerieren die Rempeleien der Jungmannschaft. Hengste jedoch können sich, wie man weiss, bis aufs Blut bekämpfen; auch wir kennen das Problem bei gewissen spät kastrierten männlichen Tieren, deshalb halten wir verschiedene Grüppchen. Jeden Tag lassen wir unsere Esel massvoll auf die Weide. Zusätzlich werden sie mit Spazieren, Bodenarbeit, selten auch mit Wagenfahren beschäftigt. Sonnenbaden gehört zu ihren Lieblingsbeschäftigungen.

Gruppenleben 1 Gruppenleben 2 Gruppenleben 4 Gruppenleben 3 Gruppenleben 5 Gruppenleben 6 Gruppenleben 7 Mütter 1 Mütter 2 Mütter 3 Mütter 4 Mütter 5 Mütter 7 Junge 1 Junge 2 Junge 3 Junge 4

Unsere Eselinnen, die wir trächtig, eine mit Fohlen bei Fuss, übernehmen mussten, zeigen sich als hervorragende Mütter. Die Gruppenhaltung erlaubt, dass die Fohlen in Geborgenheit, aber nicht abgeschottet von der Umgebung, aufwachsen können. Dasselbe gilt für unser Flaschenkind Miro.

Klein Miraculo, «Miro»

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Er wurde Miraculo getauft, weil es ein Wunder ist, dass er überlebt hat: Als M. nachts von ihrer Arbeit nach Hause fuhr, sah sie das Bündel Esel im Matsch am Strassenrand liegen. Das Neugeborene war möglicherweise den abschüssigen Hang heruntergerollt. M. wärmte es, beschaffte Milch und trieb eine Tierärztin auf. Die Mutterstute wurde am nächsten Morgen gefunden, es war zu spät, sie nahm das Fohlen nicht mehr an. Der Besitzer hatte nicht einmal gemerkt, dass ein Fohlen geboren war, geschweige denn bemühte er sich um seine Pflege. Man kontaktierte uns. Die Aufzucht mit der Flasche bedeutet: Tag und Nacht, alle zwei Stunden füttern. Alle bei uns halfen mit, auch unsere Nachbarinnen; der kleine Wunderknabe entwickelte sich prächtig, wurde mit seinen blauen Augen zum Liebling aller, ein verwöhntes, freches Kerlchen. Mit unserem Eselpaar Pedro und Carolina hatte Miro ausgezeichnete, geduldige «Pflegeeltern», die ihm beibrachten, was ein kleiner Esel zu lernen hat.

Pflege und Beschäftigung

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